Zwischen den Stationen B und D führt der Rundgang durch die Benjamin-Vogelsdorff-Straße. Dr. Benjamin Vogelsdorff lebte und arbeitete als Zahnarzt in Pankow. Als anerkannter Kieferchirurg bekleidete er sogar ein Richteramt der Berliner Zahnärztekammer, bis die Nazis ihm erst das Amt und später auch die Zulassung als Zahnarzt entzogen. Benjamin Vogelsdorff engagierte sich sozial, indem er zum Beispiel Waisenkinder kostenlos behandelte. Zudem war er Vorsitzender des jüdischen Religionsvereins „Agudath Achim“ in Pankow, über den die Station D informiert. Dr. Vogelsdorff war einer von beinahe 70 Ärztinnen und Ärzten, die vor 1933 allein in Pankow lebten und praktizierten. Der Arzt überlebte glücklicher Weise die Nazizeit mit seiner Frau in Berlin - unter falschen Namen, und geschützt durch eine mutige Hausbesitzerin im Grunewald.
Jüdische Ärzte haben seit jeher hohe Wertschätzung genossen. In früheren Jahren, vor und nach der Jahrhundertwende, zog es viele Nervenärzte, Neurologen und Psychiater nach Pankow, die hier ihre Praxen und Kliniken eröffneten. Einer von diesen war Dr. Karl Birnbaum, der weltweit bekannt wurde, und noch 1930 zum Direktor der Heil und Pflegeanstalt Berlin-Buch berufen wurde. Die Mehrzahl der 70 jüdischen Ärzte in Pankow waren jedoch Allgemeinmediziner, Zahnärzte und andere Fachärzte. Auch als der Antisemitismus in der Weimarer Republik drastisch zunahm bevorzugten manche Familien insbesondere jüdische Hausärzte, die zu jeder Tages- und Nachtzeit zur Verfügung standen, und von denen viele einen guten Ruf als qualifizierte Fachleute hatten.
Dr. Benjamin Vogelsdorff lebte und arbeitete als Zahnarzt in Pankow. Er gleich nach der Schule als Zahnarzt ausgebildet. Um diese Zeit brauchte es dazu kein Abitur. Als Zahnarzt diente er auch im Ersten Weltkrieg im Heer des deutschen Kaiserreiches, an der Fornt in Rußland. Er wurde Offizier und erhielt das eiserne Kreuz als Auszeichnung. Nach dem Krieg bezog er eine Wohnung mit Praxis in der Breiten Straße 16a. Benjamin Vogelsdorff engagierte sich sozial, indem er zum Beispiel Waisenkinder kostenlos behandelte. Er untstützte auch zunehmend den jüdischen Reliogionsverein „Agudath Achim“, dessen letzter Vorsitzender er 1923 wurde. Als anerkannter Kieferchirurg bekleidete er sogar ein Richteramt der Berliner Zahnärztekammer ab 1930, bis im Jahre 1933 ein uniformierter SA-Zahnarzt während einer Verhandlung einen Revolver auf den Tisch legte und den Richter zum Verlassen des Saales zwang. Wie alle jüdischen Ärzte verlor er später auch die Zulassung als Zahnarzt, vermutlich spätestens 1938. Schon vorher brachte sich der Großteil der Familie in Sicherheit, dass heisst ins Exil ins heutige Isreal. Der Arzt überlebte den Nationalsozialismus mit seiner Frau jedoch in Berlin. Er behandelte solange es ging weiter, auch in der Illegalität. Unter falschen Namen, wohnte das Paar zwischen 1943 und 1945 im Berliner Grunewald, geschützt durch die mutige Hausbesitzerin Margarete Hensel.